Nur zur Information für Quereinsteiger: Wiederholung der „Beschreibung“  ;-)

"Sozialismus als solidarische Vermittlung der Widersprüche komplexer Gesellschaften"

Sorry: Dieser volle Titel passte nicht in die Titelzeile.

Michael Brie 31.8.2023 im Felsenkeller Leipzig vor etwa 100 Teilnemern

Moderation: Christian Arnecke und ....

Dies ist ein Arbeitsprotokoll - nur für den internen Gebrauch.

Lieber Christian, diese Veranstaltung stürzt mich in tiefe Probleme.

Ich sehe, dass sie vielen Traditionen gerecht wird – und damit wohl die Erwartung der meisten Teilnehmer erfüllt hat. Das sympathische Charisma und die vielseitigen Kenntnisse von Michael Brie sind wie immer sehr gut angekommen.

Ich komme jedoch leider nicht umhin, diese Veranstaltung als typisches Beispiel von linkem Opportunismus zu bezeichnen, der wesentlich mit Ursache des gegenwärtigen Desasters der Linken/LINKEN ist. Rekapituliere: was ist das Ergebnis dieser ach so schönen Veranstaltung?

Ich habe zwei Kernsätze in Erinnerung:

1. Wir müssen uns den Widersprüchen stellen. ((Das war ja wohl das Thema))
2. Wir müssen herausstellen, dass wir die Guten sind.

Zugegeben: der zweite ist aus der Erinnerung nicht ganz exakt reproduzierbar. Jedenfalls bin ich sicher, dass er zum Ende zweimal sinngemäß so gesagt wurde. Aber da liegt ja wohl der Kern aller politischen Probleme. Haargenau dasselbe sagen auch die Populisten aller anderen Ideologien!!

Nun zurück zu 1.. Was heißt „wir müssen“? Die beiden großen aktuellen Widersprüche hat MB jeweils einmal erwähnt: Den zwischen Wagenknecht vs. Parteivorstand und den zwischen Ukraine vs. Russland. Beide einmal erwähnt – kein einziges Wort zu Inhalt und Lösung dieser Widersprüche!!

Es schmerzt mich immer wieder: Wenn es vom RLS-Elfenbeinturm tönt „wir müssen“ – dann bedeutet das natürlich „ihr müsst nun endlich – denn wir haben euch doch (eigentlich schon oft genug) gesagt, was ihr tun müsstet. Als Wissenschaftler haben wir damit unsere Mission erfüllt."

Ich sehe ein ganz schwerwiegendes Problem darin, dass die ganze Gesellschaftswissenschaft in solche Elfenbeintürme gelotst worden ist. Für den kapitalistischen Mainstream ist das ideal: solche „Gesellschaftswissenschaft“ hat eine rein beschreibende Funktion. Das Existierende ist das einzig Wahre. Und als Spielwiese wird auch eine vox diaboli zugelassen – die natürlich vor allem dazu dient, die Widerstandsfähigkeit des Existierenden gegen jegliche Bedrohung zu demonstrieren.

Dass auch die „linke Gesellschaftswissenschaft“ dieser Selbstbeschränkung auf das Beschreiben folgt, halte ich für einen ganz tragischen Fehler. Für mich als Ingenieurwissenschaftler und ebenso als mitdenkendes Objekt ;-) medizinischer Wissenschaft sind organisierte Prävention und Therapie die Hauptaufgaben jeglicher Wissenschaft. Das bedeutet genaues Beobachten und viel konstruktive Mühe – also methodisch strukturierte Arbeit.

Mein Verständigungsmodus nutzt nun die Möglichkeiten der Digitalisierung für das „Zusammenführen und Zusammenfügen“ der Vernunftelemente in unserer widerspruchsvollen Welt. Ich meine ja nur, dass die unendlich vielen klugen Gedanken nunmehr zielführend strukturiert werden können. Entscheidend ist doch die Ausformung von Ergebnisdokumenten, die einerseits systematisch erarbeitbar und andererseits dann systematisch weiter verarbeitbar sind. Es geht also um einen Paradigmenwechsel der linken Debattenkultur vom bisherigen Absonderungsmodus (sorry für den Despekt!), wo die komprimierte Vernunft zum Schluss der Veranstaltung in aller Regel als warme Luft verbleibt. Bestenfalls entsteht eine Liste von Wünschen und Forderungen, die dann von irgendwelchen anderen zu erfüllen wären ...