Discuto is Loading your document from Drive

It can take a while depending on the size of the document..please wait

Discuto is submitting your document

It might take a while depending on the size of the document you uploaded..

Discuto is creating your discussion

Please do not close this window.

Discuto is submitting your comment

Did you know you can vote on comments? You can also reply directly to people's comments.

Your invites are being queued for sending

This might take some time depending on the number of invites, please do not close this window.

Discuto

Discuto

Grüne Agenda Finanzmarktregulierung

Starting: 17 Dec Ending

0 days left (ends 15 Mar)

Go to discussion, participate and give your opinion

description

Im folgenden Text haben wir unsere Sicht auf die wichtigsten Elemente für eine Grüne Agenda für krisenfeste, verbraucher- und investitionsfreundliche Finanzmärkte zusammengefasst. Sie beruhen auf unseren Erfahrungen in der Finanzmarktpolitik in Bundestag und Europaparlament sowie aus aktiver Tätigkeit im Finanzmarkt. Jetzt hoffen wir auf Ihr und Euer kritisch-konstruktives Feedback und Vorschläge für Änderungen, Streichungen und Ergänzungen. Wir freuen uns auf Kommentare und Bewertung bis zum 15. März 2016 Alle Kommentare werden wir bei der Erstellung der Endfassung berücksichtigen, die dann zu einem gemeinsamen Beschluss der Grünen wirtschafts- und finanzpolitischen Abgeordnetengruppen in Europaparlament und Bundestag führen soll.

Für Textänderungen bitte auf den Stift oben rechts bei jedem Paragraphen klicken!

Gerhard Schick, Sven Giegold, und Udo Philipp

Further info

Status: Closed
Privacy: Public
Member of the European Parliament and the Committees for Economic/Financial and for Constitutional Affairs

CONTRIBUTORS (45)

+27
Share:
<< Previous paragraphs

LANGFRISTIGKEIT FÖRDERN

P189

Die wichtigste Funktion der Finanzwirtschaft ist die sogenannte Kapitalallokation. Die Gelder der Sparer*innen müssen in die gesellschaftlich vielversprechendsten Projekte gelenkt werden. Ob ein Windpark gebaut werden soll, bessere Batterien für Elektro­fahr­zeuge entwickelt werden oder ob eine Elterninitiative eine neue Kita einrichten will, alle Pro­jekte brauchen eine langfristige und flexible Finanzierung. Wenn die Finanzmittel fällig werden, bevor die Investitionen wirklich Früchte tragen, kann das den Ruin des Projektes bedeuten. Genauso gefährlich ist ein hoher und starrer Schuldendienst, weil dann schon eine Zeitverzögerung oder ein anderes kurzfristiges Problem die Zahlungs­unfähigkeit bedeutet. Wenn Investitionen zu sehr über Fremdkapital und zu wenig mit Eigenkapital finanziert werden, ist dies sowohl für die einzelnen Projekte riskant wie auch gesell­schaftlich problematisch, da sich aus dem hohen Fremdkapitalhebel leicht volkswirt­schaft­liche Instabilität und Prozyklizität ergibt. Daher wollen wir Langfristig­keit in der Finanzierung fördern und Eigenkapital sowohl für die Anleger wie für die Unternehmen im Vergleich zu Fremdkapital attraktiver machen.

Add comment

Kundeneinlagen vom täglich fälligem Girokonto in längerfristige Sparformen

P190

Die Finanzindustrie in ihrer heutigen Form hat darauf keine überzeugenden Antworten.

Add comment

P191

In Deutschland halten die Haushalte 39% ihres Finanzvermögens - knapp 2 Billionen Euro, also fast 100% des jährlichen Volkseinkommens - als Bargeld und Einla­gen bei Banken. Es ist schwer erklärlich, warum im Durchschnitt jeder Haushalt ein ganzes Bruttojahreseinkommen täglich verfügbar haben muss. Banken haben keinen Anreiz, Kunden durch höhere Zinsen in längerfristige Anlageformen zu bewegen. Aus regula­torischer Sicht gelten Kundeneinlagen als stabile Form der Refinanzierung, auch wenn sie täglich fällig sind. Tatsächlich waren in der Finanzkrise Kundeneinlagen deutlich stabiler als Interbankenkredite. Dies muss aber nicht so bleiben. Wir halten es daher für sinnvoll, die Sparer*innen dazu zu bewegen, einen großen Teil ihrer Ersparnisse lang­fristig anzulegen. So können Investitionen wesentlich risikoärmer finanziert werden. Wir wollen daher die Versicherungsprämien für die gesetzliche Einlagensicherung so staffeln, dass Banken mit langfristigen Kundeneinlagen geringere Prämien zu zahlen haben.

Add/View comment (1)

people_img

Reform der privaten Altersvorsorge

P192

Nach dem Geld auf dem Bankkonto, ist die Lebensversicherung das Lieblingsprodukt deutscher Sparer*innen. Jahr für Jahr werden über 80 Milliarden Euro an eines der 93 Lebens­ver­sicherungsunternehmen überwiesen. Das sind über 5% des verfügbaren Ein­kommens und 55% des jährlichen Spar­volumens deutscher Haushalte. Die private Alters­vorsorge ist eigentlich die ideale Quelle für langfristige Investitionsmittel. Das Geld kann theo­retisch für Jahrzehnte angelegt werden. Der Sparerin sollte es eigentlich egal sein, wenn der Wert ihrer Guthaben im Laufe der Jahrzehnte hohen Schwankun­gen unter­liegt, so­lange am Ende eine vernünftige Rente gesichert ist. Trotzdem legen Lebens­versicherer nur 3% ihrer Geldanlagen in Aktien oder anderen Eigenkapitalanlagen an, obwohl die Regulierung eigentlich einen höheren Anteil erlaubt. Der Grund liegt in ihrem derzeitigen Geschäftsmodell.

Add comment

P193

Lebensversicherer gestatten ihren Kund*innen jederzeitiges Kündigungsrecht und garan­tieren einen festen Wert für das Kundenguthaben. Damit hat auch die Lebens­ver­si­che­rung den Charakter eines Bankkontos und kann nur in liquide und festverzinsliche Anla­gen inves­tieren. Angesichts der Drückerkolonnen im Vertrieb und 5% sofort fälliger Abschluss­gebühr auf die über Jahrzehnte geplante zukünftige Sparleistung bei ei­nem Lebensversi­cherungsvertrag sind solche Verbraucherschutzmaßnahmen unum­gäng­lich. Sie machen aber eine echte langfristige Anlage der Lebensversicherer fast unmöglich.

Add comment

P194

Wir wollen daher die private Altersvorsorge reformieren und so wie in Schweden einen Bürger­fonds ins Leben rufen. Dieser Fonds wird keine Vertriebsprovisionen in Rechnung stellen und auf­grund seiner Größe wird die laufende Verwaltungsgebühr ver­nachlässigbar sein. In dem Bürgerfonds kann Altersvorsorge langfristig angelegt wer­den, sprich Gelder, die nicht jederzeit kündbar sein müssen und die zwischenzeit­lichen Wert­schwankungen unterlie­gen können. So kann der Bürgerfonds, wie auch das erfolgreiche schwedische Modell zeigt, die Wirtschaft mit Eigenkapital unterstüt­zen und langfristige und nach­haltige Investitionen finanzieren.

Add/View comment (1)

people_img

P195

Dieser Bürgerfonds soll auch für die betriebliche Altersvorsorge offen stehen. Für kleine Unternehmen ist betriebliche Altersvorsorge heute kaum zu organisieren, wenn sie diese nicht an eine private Lebensversicherung auslagern. Die Unternehmen tragen dann aber trotz Abschluss einer Versicherung weiterhin voll das Risiko der Altersvorsorge. Das heißt, wenn der Lebensversicherer insolvent wird, haftet das Unternehmen für seine betriebliche Altersvorsorge. Dieses Risiko ist angesichts der oben geschilderten gra­vie­renden Probleme der Versicherungswirtschaft nicht rein hypo­thetisch. Da Unterneh­men neben der Zahlung von Beiträgen an die Versicherer keine weitere Vorsorge für ihre Pensionszusagen treffen, könnte der Konkurs eines Versicherers viele Mittelständler in Deutschland gefährden.

Add/View comment (1)

people_img

P196

Für die Begünstigten der betrieblichen Altersvorsorge ist die Vorsorge über Lebensversi­cherung aufgrund der exorbitanten Kosten und mangelnden Verbraucherfreundlichkeit der Lebensversicherungsverträge auch nicht attraktiv.

Add comment

Haltedauer von Aktien und anderen Wertpapieren

P197

Wir werden außerdem an verschiedenen anderen Stellen im Finanzmarkt gezielt Lang­fristigkeit fördern. Die Unternehmenskultur hat sich in den letzten Jahrzehnten immer stärker in Richtung kurz­fristige Gewinnsteigerung gewandelt. Ein Grund hierfür ist der Aktien­markt mit seiner Fokussierung auf Quartalsberichte und schnelle Erfolge. Investi­tionen, insbesondere in Weiterbildung, in Forschung und Entwicklung aber auch in Ma­schinen, belasten zunächst die Gewinn- und Verlustrechnung und rechnen sich oft erst nach vielen Jahren. Unternehmen, die in die Zukunft investieren, brauchen daher gedul­diges und langfristig orientiertes Kapital.

Add comment

P198

Auch für die meisten Manager*innen lohnt es sich nicht, auf langfristigen Erfolg zu setzen, da ihre Entloh­nung sehr stark den kurzfristigen Erfolg belohnt.

Add comment

P199

Viele Aktionär*innen sind nicht am langfristigen Erfolg des Unternehmens interessiert, da sie ihre Aktien nur wenige Monate halten und dann wieder verkaufen. Der klassische Investor, im Stile eines Warren Buffets, der Unternehmen und ihre Zukunftsaussichten fundamental analysiert und dann mit einer extrem langen Perspektive erwirbt, gehört inzwischen einer Minderheit an. Die meisten Händler*innen versuchen eher den Markt als die Perspektiven eines Unternehmens zu verstehen. Das extremste Bei­spiel sind Hochfre­quenzhändler*innen, die Wertpapiere gar im Millisekundentakt drehen.

Add comment

P200

Wir wollen daher verschiedene Reformen in Gang bringen, um Nachhaltigkeit wieder stärker zu belohnen. Wir sprechen uns deutlich gegen Hochfrequenzhandel aus, der aus unserer Sicht keinerlei volkswirtschaftlichen Nutzen erzeugt. Dies ist einer der Gründe, weshalb wir eine umfassende Finanztrans­aktions­steuer fordern, die schnel­les Drehen von Aktien weniger attraktiv macht und langfristiges Halten fördert. Solange die Finanztrans­aktionssteuer nicht in vollem Umfang eingeführt ist und den Hochfrequenzhandel aus­bremsen kann, brauchen wir für dieses Ziel spezifische Maßnahmen wie zum Beispiel das Verbot von privilegiertem Zugang mancher Marktteilnehmer auf die Handels­platt­formen.

Add comment

P201

Wir unterstützen die Initiative des Europaparlamentes einer Reform des Aktien­rechtes, um Investor*innen zu privilegieren, die ihre Aktien länger halten. Ein Beispiel sind Stimmrechte, die Aktionär*innen erst bei einer Min­dest­haltedauer ausüben können. Außerdem halten wir es für richtig, dass Gewinne erst dann an Aktionär*innen oder Mitarbeiter*innen ausgeschüttet werden können, wenn sie tatsächlich realisiert wurden. Mark-to-market Bewertungen dürfen daher nicht noch mehr Bedeutung in Unterneh­mensbilanzen bekommen. Wichtig ist auch eine Reform der Managerentloh­nung. Wir brauchen gesetzliche Vorgaben, damit Anreizsysteme in allen Unternehmen so gestaltet werden, dass der größte Teil der variablen Vergütung wirklich langfristige Erfolge belohnt.

Add comment

Kapitalmarktunion

P202

Das große Finanzmarktprojekt in Europa derzeit heißt Kapitalmarktunion. Die Kommis­sion hat die Losung ausgegeben, dass ein besserer Zugang der Unternehmen in Europa zum Kapital­markt viele Probleme lösen würde. Nach der Finanzkrise seien viele der Banken immer noch zu schwach aufgestellt, um vernünftig Kredite vergeben zu können. Aufgrund dieser Kreditklemme komme die Wirtschaft in den Krisenländern nicht wieder in Schwung. Die USA hätten diese Probleme nicht, da dort die Wirtschaft nicht so sehr von den Banken abhängig sei, sondern sich wesentlich stärker über Kapitalmärkte finanziere.

Add comment

P203

Diese Analyse ist in der Wissenschaft umstritten. Es gibt eine Unmenge an Untersuchun­gen, ob Kapitalmarktfinanzierung im Vergleich zu Bankenfinanzierung wachstumsför­dernd oder im Krisenfall stabilisierend wirke.[25] Beide Finanzierungsformen haben Vor- und Nachteile. Sehr fragwürdig ist die Schlussfolgerung der Kommission, dass die USA aufgrund ihrer Kapitalmarktfinanzierung besser aus der Krise gekommen sei. Im Gegen­satz zu Europa haben die USA nämlich ihre Banken zwangsrekapitalisiert, so dass diese viel schneller wieder in der Lage waren Kredite zu vergeben.

Add comment